Die Pandemie hat viele Branchen hart getroffen, die der freischaffenden Künstler:innen ist eine davon. Zahlreiche Ausstellungen und Präsentationsmöglichkeiten wurden reduziert oder sind ganz weggefallen, über die Freischaffende für gewönlich ihr Werke präsentieren, die von Liebhabern der Kunst angeschaut, angefasst und erlebt (sowie gekauft ;)) werden konnten. Die Auftragslage ist stark zurückgegangen. Die Folge: Gefährdung zahlreicher Existenzen.
Aus diesem Grund wurde das Stipendienprogramm „Auf geht’s“ ins Leben gerufen: Es unterstützt Künstler:innen darin, trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, ihre Arbeiten fortzusetzen. Gefördert wird das Programm vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW als Teil des NRW-Stärkungspaketes „Kunst und Kultur“ .
Die Künstler konnten sich mit einer Projektbeschreibung für eine Förderung bewerben. Die Stipendiaten haben nun seit gestern bis zum 28. August die Möglichkeit, ihre Werke im Foyer der Handwerkskammer Düsseldorf am Georg-Schulhoff-Platz ausstellen. Zu sehen sind ganz unterschiedliche Ansätze und Stilrichtungen. Ich hatte das Glück mit einer kleinen exklusiven Führung von Schmuckdesignerin Renate Sennewald, eine der Ausstellenden, die mir neben ihren eigenen Werken auch zahlreiche der anderen Künstler mit künstlerischem und handwerklichen Sachverstand sowie Begeisterung erläutert hat.
Einige aus meiner Sicht besonders sehenswerte Projekte möchte ich Euch hier kurz vorstellen:
Anziehungskräfte
In den Arbeiten von Renate Sennewald findet sich immer wieder das nachhaltige Material „PapierJolie“: Papiere (aus Tageszeitungen, Einladungskarten etc.) werden Blatt für Blatt geschichtet, geklebt und ergeben eine einzigartige Farbigkeit und Struktur.
Highlight ihrer Präsentation ist ein Bild aus kleinen, farbige Quadrate mit eingearbeiteten Magneten, die auf einer größeren Eisenplatte angebracht sind und auf diese Weise variabel kombinierbar sind.
Materia Prima
Hier wird der Rohstoff Ton in einen neuen Kontext gesetzt: Der „billige“ Rohstoff wurde von Denise Stangier-Remmert zu Goldbarren verarbeitet, und es stellt sich nun erneut die Frage nach dem neuen Wert des fertigen Barren aus dem immer noch so geringwertigen Material. (Und mir die Frage: Ist es DAS Rheingold ;-)?)
Eine Thema, das uns in diesen Tagen sehr beschäftigt: Wie selbstverständlich verfügbare Rohstoffe werden zu neuen Luxusgütern.
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Tränen der Götter
Wunderschön! Die Schmuckstücke von Stefanie von Scheven bestehen im Wesentlichen aus Bernstein und Kunstharz. Bernstein umschließt kleinste Teilchen, die seit vielen Millionen Jahren erhalten sind, beim Kunstharz werden persönliche Erinnerungen festgehalten. Diese Materialien kombiniert sie mit Platin, Gold und Silberblechen, Perlen, feine Drähten, Brillanten und weiteren zart schmeichelnde Materialien. Göttlich eben!
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Vom Schrank zum Schreiber
Im Rahmen seines Upcycling-Projekts verwandelt Markus Nießen Holz aus alten Möbeln zu neuen Schreibgeräten. Alles Unikate, die eine Geschichte zu erzählen haben.
Von der Freiheit & Die Sprache der Dinge
Monika Bergrath (Vorsitzende des Vereins angewandte Kunst Düsseldorf) ist gleich mit zwei Projekten am Start: In Wort und Bild möchte sie von der Freiheit sprechen. Dazu hat sie Buntstifte zu einem Kragen angeordnet, der die künstlerische Freiheit und die Vielfalt des Lebens in den Mittelpunkt stellen soll. Auf den Stiften sind die Freiheit symbolisierende Begriffe eingestempelt, die für das freie Wort stehen sollen.
Sprache der Dinge: Aus Scherben von altem Geschirr ihr bekannter Personen hat sie kleine Schmuckstücke gearbeitet, die kleine Geschichten und Bilder zu diesen Personen entstehen lassen, denen diese Dinge einst viel bedeutet haben. Bilder einer wertvollen Vergangenheit.
Die Ausgestellten Stücke stehen zum Verkauf, können bereits während der noch laufenden Ausstellung erworben und zum Ende ab 28.8. abgeholt werden.
Mein Eindruck
Meine klare Empfehlung, diese Ausstellung anzusehen und das eine oder andere Exponat zu erwerben. Schaut selbst! Möglich ist das täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr, der Eintritt ist kostenlos. Die Werke sind nicht nur sehr künstlerisch und kreativ, sondern auch erbaulich sowie schön anzusehen, vielfach auch sehr nützlich und alltagstauglich. Die Präsentation finde ich auch sehr gelungen, denn es werden anschaulich Hintergrund und Entwicklung des jeweiligen Projektes dargestellt. Ich drücke fest die Daumen, dass viele Werke einen neuen Liebhaber und Besitzer finden.
Immer wieder in den Konzepten enthalten: Der Gedanke der Nachhaltigkeit und Doppeldeutigkeit. So aktuell! Haben wir nicht gerade für uns die Wertschätzung der bisher als selbstverständlich angesehenen Ressourcen, wie Wasser und Wärme, neu entdeckt? Und ist nicht die Kunst und das Schöne im Leben zu sehen und zu zelebrieren gerade in diesen Zeiten, die geprägt von schlechten Nachrichten und Ängsten ist, ganz besonders wertvoll?
Corona hat sehr viel verändert und auch einiges Gutes gebracht. Das Stipendienprogramm „Auf geht’s“ ist eines davon. Eine wundervolle Idee, Handwerk, Kunst und Kommerz auf diese Weise zu verbinden. Ich finde es extrem wichtig bis lebensnotwendig, das Schöne zu schätzen und zu geniessen!
Macht Ihr mit? Auf geht’s! 😉
Liebe Grüße!
Eure Greta Rosa ❤️
vielen dank für die Kommentare und Beschreibungen mit Herz und Verstand! Sie haben genau hingeschaut. Darüber freue ich mich sehr!
Wie schön, dass meine Intention auf diese Weise angekommen ist! Das war mein Ziel! <3
Ein wunderbarer Artikel über unsere Ausstellung, herzlichen Dank dafür!