Du liebst Radtouren der Kategorie „überwiegend flach“, landschaftliche Schönheiten, Kultur, Geschichte und kulinarische Verwöhnung? Dann bist du auf dem Donauradweg von Passau bis Wien genau richtig! Denn dieser Abschnitt ist nicht umsonst eine der meist befahrenen internationalen Strecken des von Donaueschingen bis zur Mündung ins Schwarze Meer verlaufenden insgesamt ca. 2.800 km langen Donauradwegs.
Malerische Naturlandschaften, sonnenverwöhnte Weinberge, romantische Klöster und prächtige Burgen

Fast ohne Steigungen radelst du die meiste Zeit direkt am Ufer der Donau entlang. Und kommst durch wunderschöne Städte wie Passau, Melk, Linz – und Wien. Wir haben unsere eigenen Räder im Zug mitgenommen und waren unterwegs mit je zwei Fahrradtaschen. Es gibt aber auch zahlreiche Anbieter, die vor Ort Fahrräder verleihen, das Gepäck von Etappe zu Etappe transportieren und für viele weitere Annehmlichkeiten der Radwanderer sorgen.
Dank der gut ausgebauten Wege und der einfachen Streckenführung sind die einzelnen Tages-Etappen bis maximal 50 km wirklich gut auch für Untrainierte (wie mich ;-)) zu schaffen. Genuss pur ist auch die gute Infrastruktur: Es gibt viele sehr ansprechender Cafés, Jausenstationen und Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke.
Mit dem Zug geht es Anfang Juli 2021 zunächst für uns von Düsseldorf nach Passau. Sehenswert sind hier das Dreiflüsseeck, die neue Bischöfliche Residenz, das Flair als Studentenstadt, die Landschaft und so einiges mehr.
#Tag1 Passau -> Obermühl 50 km
Wir starten am nächsten Morgen den Tag bei einem Frühstück im liebevoll eingerichteten und inhabergeführten KaffeeInn bei köstlichem hausgemachten Müsli und Milchkaffee. Schließlich brauchen Radfahrer eine ordentliche Grundlage!

Ich notiere mir als Inspiration, dass ich zuhause unbedingt auch ein solches Müsli mit Granola, frischen Erdbeeren und weiteren sooo leeeckeren Zutaten nachmachen MUSS! Anschließend geht es los Richtung Obermühl.
Bei Untergriesbach passieren wir mit dem Rad die Grenze von Deutschland nach Österreich.

Aufregend! In Hofkirchen in Mühlkreis nehmen wir unsere erste Radfähre über den Fluss, um zu unserem Zielort Obermühl 9 km vor Hühnergeschrei zu gelangen. Zum Glück sind wir also weit weg vom Geschrei… Am dritten Tag sollen wir auch den Ort Albern passiere – die Österreicher haben eben Humor! Wir entspannen in unserem Hotel auf dem Liegestuhl mit Blick auf die glitzernde Donau. Damit ich nicht ständig daran denke, wie und wann die Fische aus dem Fluss auf meinen Teller kommen, gibt es ein grosses Eis mit Früchten und Sahne. Läuft!

#Tag2 Obermühl -> Linz 48 km
Bei herrlichem Sommerwetter starten wir schon früh am Morgen und haben als erste Etappe das Thalhammers an einem der Feldkirchner Seen auf dem Programm. Ibiza-Feeling pur! Wir relaxen in den schönen Loungemöbeln und schlürfen alkoholfreie Cocktails, gehen im See schwimmen – und dann zurück am sicheren Ufer…ein riesiger Fisch springt aus dem Wasser empor, um direkt danach wieder abzutauchen! Der Mann hat nichts dergleichen bemerkt und meint, ich hätte zu viel Sonne genossen. Aber ich bin mir sicher!
Wechselbad der Gefühle am Feldkirchner See!

Lieber schnell weiter Richtung Linz. Die Stadt liegt zwar eigentlich idyllisch direkt am Fluss und hat eine nette Altstadt zu bieten, aber sooo schön finde ich es nicht, auch wenn Bruckner hier lebte und komponierte. Wahrscheinlich bin ich von den bisherigen Eindrücken schon zu sehr verwöhnt. Wir frühstücken am nächsten Morgen im Café Bruckner und geben damit unser Bestes.
#Tag3 Linz -> Enns 30 km
Die heutige Tages-Etappe haben wir sehr kurz geplant, damit viel Zeit und Aufmerksamkeit für den Nachmittag und einen Besuch in der Gedenkstätte Mauthausen bleibt. Ein sehr bewegender Besuch – mein erster in einem Konzentrationslager. Wir haben das Glück, in einer kleinen fünfköpfigen Gruppe durch das Gelände geführt zu werden – unbeschreiblich, unvergesslich, unbedingt empfehlenswert, in jeder Hinsicht.
#Tag4 Enns -> Grein 46 km
Heute entspannen wir beim Passieren der wunderschönen Flusslandschaft und kommen vorbei an der „Fischtreppe“ bei Au. Crazy? Sie gilt als Europas größter Fischaufstieg, denn die wasserbaulichen Vorrichtungen ermöglichen Fischen und anderen Kleintieren, das Stauwehr zu überwinden.

#Tag5 Grein -> Melk 47,6 km – das Tor zur Wachau!
Wir starten voll motiviert in den Tag, denn Ziel heute ist Melk. Der Donauradweg ist auch hier wie erwartet flach, die Landschaft herrlich, aber ansonsten uneventful. Wir müssen Strecke machen, denn wir möchten zeitig in Melk ankommen, um das Kloster dort ausgiebig zu besichtigen.

Nach Jahrhunderten bewegter Geschichte erlebte das Kloster zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine glanzvolle Blüte: Unter dem Abt Berthold Dietmayer schuf der Baumeister Jakob Prandtauer einen monumentalen barocken Prachtbau, der sicher als Ausdruck eines neuen Lebensgefühls, eines gestärkten Herrschaftswillens sowohl der Kirche als auch der Habsburger zu sehen ist. Ein wunderschönes Zusammenspiel aus Landschaft, Bauwerk und Fluss!
#Tag6 Melk -> Krems 35 km
Hier beginnt der nicht nur für mich schönste Teil des Donauradwegs: die Wachau. Der Abschnitt von Spitz bis Weissenkirchen wird als Herz der Wachau bezeichnet. Neben wunderschöner Landschaft ist eines der Highlights unseres Tages: das Marillenfest in Krems. Hier gibt es die dicksten und leckersten Marillenknödel im Schwarze Kuchl. Endlecker!!!

Auch laufen ALLE mit orangefarbenen Tüten von herum. Wir wollen wissen, ob wir etwas verpassen und verfolgen den Ursprung der Tüten zum Marillenliör-Tasting der Firma Tastl. Eine sehr sympathische Mitarbeiterin erläutert uns das beeindruckende Herstellungsverfahren des Likörs – wir tragen anschließend auch eine orangefarbene Tüte mit Marillenlikör. (Anmerkung: zurück in Düsseldorf haben wir die Flasche ruck zuck geleert. Sorry not sorry…)
#Tag7 Krems -> Tulln 43 km
Wir radeln gemütlich los, und ich muss hier als Jausenstopp unbedingt die Bärndorferhütte in Zwentendorf empfehlen: Ein ca. 200 Jahre altes Bauernhaus, das 2002 im Kärtner Lavantal abgetragen und am Donauradweg wieder aufgebaut wurde. Direkt neben dem AKW, Energiestation neben Energiestation.
Tulln ist sicher weniger durch seine Schönheit als durch den Maler Egon Schiele bekannt, der hier geboren wurde und seine Kindheit verbracht hat. Wir besuchen sein Geburtshaus, den Bahnhof in Tulln, denn sein Vater war der örtliche Bahnhofsvorsteher. Total modern ohne Personal, sondern über einen Automaten, erhalten wir Eintritt. Innen erfolgt eine „Führung“ über Audio-Stationen, die uns auf Knopfdruck über das Leben des Künstlers berichten. Zukunftsweisend? Sicher die einzige Lösung, denn die magere Besucherzahl wird wohl kaum das Gehalt eines Museumsmitarbeiters tragen.

Am nächsten Morgen frühstücken wir dann stilvoll und konsequent im Egon to go. Eine echte Entdeckung und Lichtblick in diesem Ort! Die so sympathische und engagierte Inhaberin bereitet uns ein köstliches Frühstück und bedient parallel immer wieder Stammkunden, wie wir beeindruckt verfolgen. Alles total sympathisch! Auf stylischen Möbeln und Kissen geniessen wir die leckeren Speisen in der herrlichen Morgensonne und gehen erwartungsvoll die für heute geplante Strecke im Radwanderführer durch.
#Tag8 Tulln -> Wien 40 km
Letzter Rad-Tag mit Ziel Wien! Wir radeln durch wie immer schöne Landstriche, aber sonst uneventful. Bis wir zur Fähre in Klosterneuburg und zur wunderschönen chilligen Jausenstation Uferhaus kommen! Und jetzt folgt mein ultimativer Tipp dieser Reise, auch wenn Ihr Scharfes liebt: bestellt dort NIEMALS ein Pusztawürstel – and thank me later…

Am Nachmittag treffen wir in Wien ein – ein unbeschreibliches Erlebnis! Mit dem Fahrrad aus landschaftlicher Schönheit kommend, erleben wir diese lebendige Stadt, die einst Mittelpunkt eines Weltreiches war und voller wunderschöner Bauwerke ist. Was für eine herrliche Donauradtour! War das eigentlich meine Idee?!
