Heute habe ich zwar kein Museum besucht, mich aber dafür ganz intensiv mit Karl Marx und meinem Besuch in seinem Geburtshaus in Trier am letzten Sonntag beschäftigt. Gilt doch auch als Museumssonntag, oder?
Karl Marx (1818-1883) kennt bestimmt fast jeder Mensch auf dieser Welt. Bei meinem Aufenthalt in Trier lag es daher total nahe, mich auf Spurensuche nach diesem berühmten Sohn der Stadt zu begeben. Fündig wurde ich bei zwei Gebäuden: Zum einen mit dem Haus, in dem Karl Marx aufwuchs, bis er als Student nach Bonn ging. Es befindet sich schräg gegenüber der Porta Nigra und war für mich ein eher unspektakulärer Fund. Weitaus spannender fand ich das zweite, sein Geburtshaus, das sich nur einen guten Steinwurf vom Viehmarkt entfernt befindet. Sehr sehenswert im barocken Stil des 18. Jahrhundert erbaut!

1928 durch die SPD erworben wird das Karl Marx Haus seit 1968 von der Friedrich-Ebert-Stiftung als Museum betrieben. Heute wird hier eine Ausstellung gezeigt, die sich der Person Karl Marx, dem Gesellschafts- und Kapitalismuskritiker des 19. Jahrhunderts sowie den Auswirkungen seiner Ideen bis heute widmen möchte. Er gilt bekanntlich als geistiger Vater des Kommunismus. Die Ausstellung stellt bedeutende Werke wie das „Manifest der Kommunistischen Partei“ und „Das Kapital“ in den zeitgeschichtlichen Zusammenhang des 19. Jahrhunderts. Wir erfahren, dass es das einzige Museum in Deutschland zu seinem Leben, Werk und Wirkung bis in die Gegenwart sei.
Zu Marx‘ 200. Geburtstag 2018 wurde die Ausstellung umfassend modernisiert
Ein völlig neues Konzept zur Präsentation der Exponate wurde erstellt. Das moderne Design des Ausstellungssystems steht dabei in Kontrast zum historischen Ambiente des barocken Bürgerhauses. Wand-Tatoos mit in kunstvollen Schriften dargestellten Erläuterungen sowie multimediale, interaktive Darstellungen haben mich total begeistert! So löst das Umschlagen einer Buchseite eine vertonte Videoprojektion auf die ausgesparte Stelle dieser Seite aus. Abnehmbare Karten an den Wänden laden zum Forschen und Endecken ein. Eine kreative Sanduhr-Installation verdeutlicht Aufenthaltsdauer und Entfernungen der unterschiedlichen Wohnorte Marx.

Highlights: Originalobjekte wie ein Briefentwurf von Marx und sein Londoner Lesesessel
In diesem Sessel ist er 1883 auch gestorben, wenn ich das richtig verstanden habe. Er hinterlasse keine geschlossene Lehre, erfahre ich. Diese wäre erst durch nachfolgende Generationen geformt worden. Insbesondere sozialistische und kommunistische Regimes weltweit instrumentalisierten Marx, der damit zur politischen Reizfigur würde. Die Finanzkrise von 2007/2008 habe die aktuelle „Marx-Renaissance“ ausgelöst, wird uns erläutert. Sie lenkte den Blick wieder auf seine Analysen des kapitalistischen Wirtschaftssystems und seine Forderung nach Emanzipation für die gesamte Menschheit.
Mein Eindruck
Die Ausstellung hat mir große Lust auf mehr gemacht, mich mit Marx und seiner Wirkungsgeschichte zu beschäftigen und mir Denkanstöße für die Beantwortung einiger Fragestellungn verliehen: Was ist Marxismus? Welche Rolle spielte Marx bei der Entstehung der Arbeiterbewegung? Welche Auswirkungen hatten und haben seine Ideen auf den Verlauf der Geschichte und bis die heutige Zeit?
Allerdings störte mich, dass er etwas zu positiv als großer Ökonom und Philosoph wegkkam. Sicherlich hatten seine Schriften große weltpolitische Konsequenzen. Aber ist er deswegen als Vorbild zu sehen? Im 20. Jahrhundert beriefen sich die Herrschenden einer Reihe wichtiger Staaten mit Hunderten Millionen Einwohnern auf die Ideologie des Marxismus, oft ergänzt durch weitere Revolutionäre wie Lenin, Mao und andere. Also war Marx kein Wegbereiter grausamer Diktaturen? Noch unangenehmer wird es, wenn man sich mit dem Menschen Karl Marx beschäftigt. Denn er war nicht nur ein großer Schmarotzer mit chronischen Geldsorgen sondern auch wenig fürsorglich seiner Familie gegenüber.