Ein paar Tage Radurlaub, 150 km+ und Treffen mit der Familie – bei herrlichem Osterwetter genau das Richtige!
Los geht’s in Trier! Den Abend vor unserer Tour begehen wir im Restaurant Herrlich Ehrlich und ahnen nicht, wie häufig uns dieser Ausdruck in den nächsten Tagen noch über die Lippen kommen wird.
Überall ist es so moselig. Die Menschen, Unterkünfte, Cafés, Restaurants entlang der Mosel…einfach alles ist typisch deutsch, manchmal auch ein bisschen trutschig. Ehrlich eben. Herrlich!
#Tag1: Von Trier bis Trittenheim.
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1. Etappe bis Longuich. (Besser keinen Halt in Schweich machen, gar nicht schön…) Rast an der Villa Urbana inklusive AR Erlebnis! Im Jahr 1987 wurden am Südosthang von Longuich-Kirsch die Überreste der Badeanlage einer römischen „villa urbana“ aus dem 2. Jahrhundert nach Christus ausgegraben. Das Bauwerk muss prachtvoll ausgestattet und riesig gewesen sein. Die Front sei 110 m breit gewesen, erfahre ich! Ein Teil der Gutsanlage wurde ausgegraben und wiederaufgebaut. Die ganze Villa kann man vor Ort über Augmented Reality in ihrer ursprünglichen Größe und in 360°-Darstellung betrachten.
Mittagessen dann in Mehring – und meine erste Moselschorle auf dieser Reise. Überhaupt trinkt man hier den ganzen Tag Moselwein, schließlich gibt es (fast) nichts anderes.
Als die Römer frech geworden, Sim serim sim sim sim sim, Zogen sie nach Deutschlands Norden Sim serim sim sim sim sim, Und wie sollt‘ es auch anders sein, Tranken statt Bier den Moselwein! (Frei nach Joseph Victor Scheffel 1849 „Die Teutoburger Schlacht“)
Wusstet Ihr, wer als Erster den professionellen Weinanbau an die Mosel gebracht hat? Die Römer waren’s! Vor 2.000 Jahren. Es ging Ihnen vor allem darum, die Truppen mit Wein zu versorgen, denn ein Teil des Legionärsoldes wurde in Wein bezahlt. Das Anbaugebiet an der Mosel ist damit das älteste in Deutschland.
Beim nächsten Mal möchte ich auch gerne in der Alten Burg Longuich Halt machen. So einladend!
Die dritte und letzte Etappe führt uns bis Trittenheim. Hier übernachten wir, vorher radeln wir noch schnell ins benachbarte Leiwen, um im Restaurant vierzehn85 zu Abend zu essen. Unglaublich leckeres Essen in wunderschönem Ambiente. Das Konzept ist sehr außergewöhnlich und sucht sicher in der Region seinesgleichen.
#Tag2: Von Trittenheim bis Reil
Erste Etappe bis Bernkastel-Kues. Wir stärken uns mit Erdbeer-, Apfelsandkuchen und Milchkaffee im wunderschönen Café Hansen inmitten in der romantischen Altstadt von Bernkastel mit seinen Modelleisenbahnhäusern. Die Vitrinen sind voll mit köstlichen Schokoladen, Pralinen, Torten.. und ach! „Können wir uns hier bitte heute Abend einschließen lassen?“, fragen wir die freundliche Mitarbeiterin. „Klar, dann können Sie alles durchprobieren!“, antwortet sie. Ja, ich will, ist das paradiesisch hier! Aber wir sind nicht sicher, ob sie es ernst mit uns meint. Und außerdem müssen wir Strecke machen und eigentlich war auch eine Fahrt mit dem Radbus geplant, da zu weit bis Reil per Rad. Aber das Wetter ist so schön zum radeln, es wird auch ohne Radbus gehen. Wir kaufen Schokolade für die Fahrt als Entschädigung für das entgangene „Eine-Nacht-im-Café-Erlebnis“ und Pralinen für die daheim gebliebenen Lieben – und los!
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Weiter nach Trittenheim. Vorbei an der Hochmoselbrücke in Zeltingen, der mit 1.700 Metern längsten Brücke Deutschlands, die sich in rund 160 Metern Höhe über uns erstreckt. Imposant! In Reil trinken wir nach der Ankunft unsere Moselschorle, lassen den Abend gemütlich ausklingen, schlafen früh, tief und fest.
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#Tag3: Reil bis Cochem
Der Osterhase hat viele Hasen und hartgekochte Eier gebracht – ideal und lecker für unseren letzten Fahrtag! Wir starten auf der rechten Moselseite, denn es ist morgens noch A…-kalt: 8 Grad! Noch Fragen? Das rechte Ufer ist die Sonnenseite und so starten wir hier und können die Tour auch ohne Neoprenanzüge fortsetzen. (Anmerkung: Die Herrlichkeit von Neoprenanzügen für solche Fälle sollen wir dann auf einer späteren Reise kennen lernen;-))
Als erste Etappe wählen wir den staatlich zertifizierten Ferienort Bulley.
Zeit für unser zweites Frühstück im Café Görgen, Bulley’s ersten Café am Platze. Ein ehrliches Café, in dem es ALLES gibt, vor allem Osterhasen mit LED Bling Bling. Wir nehmen Kaffee und Butterbrezeln – ohne Bling Bling.
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Unser zweites Etappenziel ist Beilstein.
Der Weg führt vorbei an Europas steilstem Weinberg bei Bremm, entlang der im Sonnenlicht glitzernden, sich schlängelnden Mosel. Beilstein ist ein süßer, kleiner Ort am Fuße der Burgruine Metternich, der auch schon als herrliche Kulisse in zahlreichen Moselromantik-Filmen diente. Auf der gegenüber liegenden linken Moselseite stärken wir uns mit Camping-Platz-Bratwurst und dem wunderschönen Blick auf Beilstein und die darüber thronende Burg. Ein „Erlebnis“ sind auch die Damen-Waschräume des Campingplatzes: „stilvoll“ in Burgenromantik mit rosa Prinzessinnen-Spiegel und -Stühle. Alles etwas abgerockt, aber ehrlich. Herrlich!
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Die letze Etappe führt uns dann zu unserem Ziel Cochem. Unterwegs halten wir Ausschau nach einer dieser schönen Mosel-Panorama-Liege-Bänke, um in der Sonne zu relaxen und unseren letzten Oster-Schoko-Hasenbraten zu verzehren. Alle Liegen belegt! Die Suche zieht sich…bis kurz vor Cochem und wir machen Halt im VinoFORUM in Ernst. Zwar gibt es auch hier keine freie Moselliege, dafür entschädigt uns die sonnige Moselterasse. Dort trinkt man Moselschorle – what else?
Schließlich erreichen wir nach nur wenigen weiteren Kilometern unser Gesamt-Ziel: Cochem, ein schon im 19. Jahrhundert sehr beliebter Urlaubsort. Heute stellt Cochem mit jährlich rund 500.000 Übernachtungen und 2 Mio. Tagesbesuchern alle anderen Orte an der Mosel in den Schatten. Die hübsch restaurierte Altstadt ist auch wirklich besonders und sehenswert: Verwinkelte Gassen, bunt angemalte wunderschöne alte Fachwerkhäuser. Romantik pur! Ich verstehe den Hype und die vielen Besucher. Auch die hoch über der Stadt gelegene Reichsburg ist unbedingt einen Besuch wert, hierzu findet Ihr mehr in meinem Blogpost zur Reichsburg.
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Eine rundum gelungene Radtour, drei Fahrradtage und gut 150 Kilometer – bei der nächsten Gelegenheit fahren wir die Route weiter über Koblenz bis Düsseldorf. Wir kommen also wieder!
Tipp: Mit dem Ketten- und Seilspray von MÄDLER lief das Fahrrad bis zum Schluss wir frisch geschmiert. 😉
Herrlich! Bin beim Lesen so richtig in Fahrt gekommen, ehrlich. Eine wunderbare Anregung für unbewegte Fahrräder und deren Eigner, die – nicht zuletzt, um eine Vorstellung von „trutschig“ zu bekommen und der Frage, ob „typisch deutsch“ den Einfluss Roms nicht immer schon mit meint, nachzugehen bzw. -zufahren – Greta Rosa Eternelles Spuren einfach nur noch folgen wollen.
Herzlichen Dank, liebe Gabriele! Es freut mich total, dass ich Dich inspirieren konnte! Jetzt sollten wir dringend bewegend oder sogar fahrend klären, welchen Anteil Rom am Mosel-Style hat. 😉
Sehr nett zu lesen – man fühlt wie dir die Radtour gut getan hat!
Das freut mich sehr, lieber Stephan, vielen Dank! Es tut so gut, für eine Weile dem Alltag in einer andere Welt zu entfliehen.